Das Grabmal einer bemerkenswerten Bechtolsheimerin steht in Gau-Odernheim: Lysa von Ingelheim (gest. 1519), Gattin des Bechtolsheimer Ganerben Eberhard Fetzer von Geispitzheim (gest. 1520), der Stifterin des kunsthistorisch überregional bedeutenden und bekannten Gestühles von Erhart Valckener aus dem Jahr 1496. Das Doppelgrabmal mit den lebensgroßen Hochreliefs der Verstorbenen ist eine sehr qualitätvolle Bildhauerarbeit und belegt den außergewöhnlichen Repräsentations- und Gestaltungswillen der niederadeligen Ritterfamilien in der Region. Lysa von Ingelheim konnte hochrangige Handwerker für die von ihr beförderten Gewerke verpflichten. Speziell das Gestühl fürs Volk in der neuen Kirche in Bechtolsheim, gestiftet von Lysa von Ingelheim, ist von besonderem kulturhistorischem Interesse, ist es doch nicht bloß ein Chorgestühl für die Kleriker oder ein Privatgestühl für einzelne Familien. In der Bechtolsheimer Kirche war es dank der Stiftung der Lysa von Ingelheim auch dem gemeinen Volk vergönnt zu sitzen. Im Gottesdienst nicht mehr stehen zu müssen, war im späten Mittelalter eine Innovation. Dass dieses Werk mehr als 500 Jahre überdauern und dienlich sein würde, hat sie nicht erahnen können. Ob sie es erhofft hat, das wissen wir nicht. Doch sollten wir uns glücklich schätzen über die Frömmigkeit und Freigiebigkeit der Stifterin Lysa von Ingelheim, auch wenn uns heute manchmal der Rücken schmerzt und die Beine einschlafen, weil sie nicht auszustrecken sind. (JD)